Tagungsbericht (HSozKult)

14. Mai 2010

von Tobias Prüwer

„Extremisten, das sind immer die anderen.“ – Extremismus scheint ein unproblematischer Begriff zu sein, der ohne Vorwissen im Alltag verstanden und gebraucht wird. Extremist/innen sind politische Irrgänger, die randalieren und mit Gewalt gegen die Mitte der Gesellschaft vorgehen – soweit scheint man sich einig zu sein. So unproblematisch, wie er scheint, ist der Begriff allerdings ganz und gar nicht – das war der zentrale Ausgangspunkt der vom 20. bis 21. November 2009 durch das Forum für kritische Rechtsextremismusforschung und den Profilbildenden Forschungsbereich „Riskante Ordnungen“ in Leipzig organisierten Tagung. Diese folgte drei Fragestellungen: 1. Derjenigen nach Genealogie, Begründungslogik und Attraktivität des an die Totalitarismustheorie anknüpfenden Extremismus-Begriffs, der insbesondere von Eckhard Jesse und Uwe Backes als Ordnungsmarker für das politische Spektrum vorgetragen wird, 2. der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Extremismus-Modell und der Frage nach konzeptionellen Alternativen, 3. Der Rolle des Extremismus-Modells in Praktiken und Programmen, sowie konkreten Anstrengungen, Handlungskonzepte für den Umgang mit Neonazismus, Alltagsrassismus etc. ohne Rückgriff auf die E-Formel zu entwickeln. In diesem Zusammenhang kam die Sprache auch auf den angekündigten Programmwechsel der Bundesregierung, in Zukunft „jede Form von Extremismus“ zu bekämpfen, statt empiriegeleitet vorzugehen und sich auf Programme gegen Rassismus oder für Vielfalt und Toleranz zu konzentrieren. Die allesamt kritischen Tagungsbeiträge näherten sich der E-Formel mit dem Verdacht, einem petitio principii aufzusitzen: Die E-Formel is begging the question, sie setzt als Axiom voraus, was sie behauptet, offen zu legen: Die Aufteilung von Gesellschaft in Mitte und extreme Ränder

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